SCHUFA-Logik: Wer zahlt, verliert?
Die SCHUFA muss laut EuGH-Urteil alle negativen Einträge aus einer Privatinsolvenz mit Restschuldbefreiung spätestens sechs Monate nach deren Abschluss löschen.
Bezahlte Schulden hingegen?
Da bleibt der Negativeintrag drei Jahre lang bestehen – ab dem Zeitpunkt der letzten Zahlung.
Das bedeutet: Wer alles zurückzahlt, wird länger bestraft als jemand, der durch Insolvenz schuldenfrei wird.
In diesem Beitrag zeige ich, wie lange es jeweils dauert, bis man wieder wirtschaftlich handlungsfähig ist – je nach Weg: Ratenzahlung oder Privatinsolvenz.
Fall 1: Privatinsolvenz mit Restschuldbefreiung bei 8.000 € Schulden
Wir nehmen den typischen Ablauf:
- 6 Monate Vorbereitung (Schuldnerberatung, Terminvereinbarung, Antrag)
- 36 Monate Insolvenzverfahren
- 6 Monate bis zur Löschung der SCHUFA-Daten
Ergebnis:
- Gesamtdauer: 48 Monate (= 4 Jahre)
- Völlig unabhängig von der Höhe der Schulden
Fall 2: Ratenzahlung bei 8.000 € Schulden
Ein realistisches Szenario:
- Schulden: 8.000 €
- Monatsrate: 300 €
- Zinssatz: 5 % p. a.
Ergebnis:
- 29 Monate, bis alles zurückgezahlt ist
- + 36 Monate SCHUFA-Speicherung (ab dem letzten Zahlungstag)
Gesamtdauer: 65 Monate (= 5 Jahre und 5 Monate)
Bezahlen dauert in diesem Fall länger
Wer sich verantwortungsvoll für die Rückzahlung entscheidet, wird länger von der SCHUFA bestraft als jemand, der in die Insolvenz geht.
Das ist faktisch falsch, moralisch fragwürdig – und rechtlich höchst zweifelhaft.
Die SCHUFA speichert bezahlte Schulden länger als erlassene.
Nur wenn du in wenigen Raten oder direkt auf einen Schlag zahlen kannst, bist du schneller als mit einer Insolvenz.
In allen anderen Fällen: verlierst du durch Redlichkeit Zeit, Zugang und Lebensqualität.
Was heißt das für dich?
Wenn du Schulden hast und über Ratenzahlung nachdenkst:
- Rechne vorher durch, wie lange du brauchst
- Vergleiche das mit einer Insolvenz + Löschfrist
In vielen Fällen bist du mit dem offiziellen Insolvenzweg schneller wieder bei null – auch bei kleineren Beträgen.
Die eigentliche Lösung
Die SCHUFA muss dringend das Prinzip ändern:
Bezahlen muss bessergestellt sein als nicht bezahlen. Punkt.
Wenn nicht dem OLG Köln Urteil gefolgt wird in dem Fall, machen wir als Gesellschaft das Insolvenzverfaren sehr Attraktiv. Und dies widerum führt zu einem Volkswirtschaftlichen schaden langfristig, wenn immer weniger Schulden zurückbezahlt werden!
Andernfalls führt das zwangsläufig dazu, dass immer mehr Menschen den Weg in die Privatinsolvenz wählen – nicht, weil sie nicht zahlen wollen, sondern weil es die wirtschaftlich bessere Entscheidung ist.
Und dann stellt sich die Frage:
Wollen wir als Gesellschaft wirklich, dass immer mehr Menschen gezwungen werden, auf Restschuldbefreiung zu setzen – weil Redlichkeit zum Nachteil wird?
Wenn die SCHUFA Insolvenz attraktiver macht als Rückzahlung, dann riskieren wir einen volkswirtschaftlichen Schaden, den wir alle mittragen.
Super gemacht, SCHUFA.
Ein System, das Ehrliche benachteiligt, kann kein faires System sein.