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Make Schufa DSGVO compliant again! ( überhaubt )

Offener Brief an das Manager Magazin - Schufa, Transparenz und die Rechte der Verbraucher

26.03.2025

Sehr geehrte Redaktion,

mit Interesse habe ich Ihren Artikel über die Schufa und die Ankündigung von CEO Tanja Birkholz, die geheime Formel des Schufa-Scores zu veröffentlichen, gelesen. Ein Schritt, der durchaus als begrüßenswerter Versuch verstanden werden kann, mehr Transparenz zu schaffen. Doch aus der Perspektive eines Betroffenen muss ich sagen, dass ich – nach meinen Erfahrungen – wenig Vertrauen in eine echte Transparenz der Schufa habe – und zwar aus guten Gründen.

Der Widerspruch zwischen Transparenz und Praxis

Die Schufa fordert in der Öffentlichkeit Transparenz, wenn es um die Veröffentlichung ihrer Score-Formel geht. Doch gleichzeitig scheint sie – meiner Einschätzung nach – rechtliche Vorgaben systematisch zu ignorieren in Bezug auf die Datenverarbeitung. Ein entscheidender Punkt ist, dass die Schufa, nach geltendem Recht, Daten zu beglichenen Forderungen nach sechs Monaten löschen muss. Dies geht aus der DSGVO und einer klaren Rechtsprechung des EuGH hervor. Doch in der Praxis speichert die Schufa diese Daten weiterhin und verweigert mir als betroffenen Verbraucher die Löschung. Selbst nach mehrfacher Anfrage und der Bereitstellung aller erforderlichen Nachweise.

Ein Beispiel für Intransparenz:

Ich füge diesem Artikel das Urteil des Landgerichts Mönchengladbach vom 10. März 2023 bei (Az. 10 O 158/23), in dem eindeutig festgelegt wird, dass die Schufa Forderungsdaten nach sechs Monaten löschen muss. Die Schufa jedoch bleibt in ihrer Praxis intransparent und meines Erachtens nicht im Einklang mit geltenden rechtlichen Bestimmungen.

Die Fassade der Transparenz

Es ist bemerkenswert, dass die Schufa auf der einen Seite Transparenz fordert – aber auf der anderen Seite meiner Erfahrung nach grundlegende Rechte der Verbraucher ignoriert. Wie kann ein Unternehmen, das von sich behauptet, für Transparenz zu kämpfen, in den eigenen Praktiken derart intransparent agieren ?

Es ist fast so, als würde man einem Unternehmen wie der Schufa erlauben, Wertgegenstände zu behalten, selbst nachdem der Besitzanspruch längst erloschen ist – und das zu einem Zeitpunkt, an dem der Verbraucher rechtlich im Recht ist, dass diese Daten entfernt werden müssten.

Forderung nach echter Transparenz und Verantwortung

Ich fordere daher alle Medien, insbesondere Sie, das Manager Magazin, auf, nicht nur den Prozess der Veröffentlichung der Formel zu beleuchten, sondern auch die mutmaßlichen systematischen Mängel und Verstöße der Schufa gegen die Rechte der Verbraucher kritisch zu hinterfragen. Es reicht nicht, Transparenz in einem Bereich zu verlangen, während man – so mein Eindruck – in einem anderen Bereich gegen die eigenen rechtlichen Verpflichtungen verstößt.

Mit besten Grüßen

Kay Schneider

Ergänzung des offenen Briefes:

Link zur Tagesschau-Berichterstattung und fehlende Thematisierung der PR-Strategie

In meinem offenen Brief und der Diskussion über die Schufa möchte ich auch auf einen wichtigen Punkt hinweisen, der leider in der aktuellen Berichterstattung zu kurz kommt. Es geht um die Reform des Bundesdatenschutzgesetzes, die am 7. Februar 2024 von der Bundesregierung beschlossen wurde, um den Verbraucherschutz gegenüber Auskunfteien wie der Schufa zu stärken.

Diese Reform reagiert direkt auf das Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) und setzt neue Maßstäbe für die Bonitätsprüfung, insbesondere was die Nutzung und Offenlegung von Daten betrifft. Künftig müssen Unternehmen wie die Schufa klar angeben, welche Datenkategorien den Score-Wert beeinflussen. Und insbesondere die Nutzung von Daten aus sozialen Netzwerken und Postleitzahlen wird nun eingeschränkt.

Doch was wird in der aktuellen Diskussion über die Schufa und ihre „Transparenz-Offensive“ nicht angesprochen? Aus meiner Sicht nutzt die Schufa ihre PR-Maßnahmen strategisch, um dem regulatorischen Druck zuvorzukommen.

Hier geht's zum Tagesschau-Artikel und Video (Stand: 07.02.2024 15:40 Uhr)

Warum wird in der aktuellen Berichterstattung kaum thematisiert, dass die Schufa mit ihrer PR-Offensive womöglich versucht, dem regulatorischen Druck zuvorzukommen – anstatt echte, umfassende Transparenz zu schaffen und sich konsequent an die neuen gesetzlichen Vorgaben anzupassen?

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